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Fotobeton

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von: Dipl. Ing. Andrea Spruda

Der Fotobeton ist eine besondere Form von Wasch- bzw. Sichtbeton, der vorwiegend für die individuelle Oberflächengestaltung von repräsentativen Gebäudefassaden, von Bodenbelägen oder Designmöbel aus Beton eingesetzt wird.

Beton – bildschön.
Ornamente sind seit jeher Bestandteil der Architektur. Die Idee, Beton mit Bildern zu schmücken, reicht bis in die achtziger Jahre zurück. Seitdem ermöglichen spezielle ausgereifte Verfahren wie z. B. das auf unterschiedlichen Abbindeprozessen basierende Fotolith-Verfahren oder die computergestützte Vectogramm-/Frästechnik, bei der Bilder mittels CNC-Bearbeitung auf die Betonoberflächen übertragen werden, eine gravurähnliche und dauerhafte bildliche Darstellung von Fotos und anderen Motiven auf Betonoberflächen.

Den gewünschten Kontrast und die Farbgebung beim herkömmlichen Fotobeton erhält man durch den Wechsel von fein gewaschenen Bereichen zu glatten Bereichen, wobei es bei diesem Verfahren auf unterschiedlichen Aushärtungszeiten des Betons ankommt.

Beim Fotolith-Verfahren wird das Foto, das auf den Beton übertragen werden soll, mittels eines Scanners abgetastet und in eine gerasterte Schwarz-Weiß-Vorlage umgewandelt. Diese so erzeugte Bildvorlage wird per Siebdruckverfahren auf eine millimeterdicke Kunststofffolie gedruckt. Statt Farbe wird dabei ein Abbindungsverzögerer in unterschiedlich dicken Schichten aufgetragen. Die Fotobetonfolie wird in die Betonschalung eingelegt und mit dem Material übergossen. Der Abbindungsverzögerer bewirkt, dass der Beton an verschiedenen Stellen unterschiedlich schnell aushärtet. Dadurch entstehen raue und glatte Flächen sowie Hell-Dunkel-Verläufe. Die hellen Bereiche des Motivs bleiben glatt, die dunklen werden ausgewaschen. Nach 16 bis 24 Stunden kann das Betonteil entschalt und mit niedrigem Wasserdruck gewaschen werden.

Die Vectogrammtechnik ist ein Verfahren, bei dem Bildinformationen mittels einer Frästechnik auf den Plattenwerkstoffe übertragen werden. Dieses Modell dient dann als Vorlage zum Fertigen einer elastischen Matrize, die eigentliche Gussform des Fotobetonobjekts. Es können mit dieser Technologie unbegrenzt große reliefartige Bilder hergestellt werden. Dabei werden die Bildvorlagen optisch abgetastet und in 256 Graustufen umgewandelt, denen wiederum Nutbreiten zugeordnet werden, die dem schwarz/weiß – Anteil des Bildbereiches entsprechen. Die Steuerung des Fräskopfes über eine Hauptbewegungsachse bewirkt die Rillenoptik des Werkstückes. Nach der Entschalung ist im Beton aus der Nähe eine Struktur aus Graten sichtbar, die sich erst aus einer bestimmten Entfernung durch die Licht-/Schattenwirkung zu einem gesamten Bild zusammenfügt. Durch eine abschließende Imprägnierung werden die Abbildungen vor Schmutz und Ausblühungen geschützt.

Aufgrund der Kosten und der anspruchsvollen technischen Umsetzung ist Fotobeton eher ein Nischenprodukt. Ein kleinteiliger Einsatz macht den Fotobeton .jedoch auch für Möbeldesigner interessant, da jedes beliebige Bildmotiv umgesetzt werden kann und damit ein einmaliges Wohnobjekt geschaffen werden kann.

Haben Sie Fragen zu diesem Thema? Wir stehen Ihnen gerne zur Verfügung, telefonisch oder per Kontaktformular.

Anm.: Dieser Fachtext wurde für die Veröffentlichung über Fotobeton auf Wikipedia freigegeben

Die Bibliothek der Fachhochschule Eberswalde wurde von den Architekten Herzog & de Meuron entworfen und 1998 fertig gestellt. Der Fotokünstler Thomas Ruff gestaltete die Fassade. Bildnachweis: wikipedia.org

Weitere Fotos finden Sie auf der Website der FH Eberswalde

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Dieser Artikel wurde als Thema des Monats auf www.bauinformant.de veröffentlicht.

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